von Lothar Quinkenstein
Für Michał Janiszewski
Rechts blüht der Rummelplatz,
Geisterbahn, grasende Ponys, September, es weht
von der Warta schon kühler, und Angler in Stiefeln
belächeln die mutigen Hühner,
die sich auf den Busbahnhof wagen. Geradeaus zum
Krematorium, links, hinter rostigen Kronen,
ein Zimmer mit Fenstern zu ebener Erde,
auch heute vielleicht der verstrubbelte Junge,
der Postkarten blättert am Tisch
neben Stapeln von Büchern, gelesenen,
Büchern, die noch auf uns warten, zu finden
an Ufern der Odra, Motława, der Wisła,
wir sprechen von Arlt, dessen Vater hier lebte
(zwei Mal steht der Name noch im Telefonbuch,
Verwandtschaft, wer weiß), Buenos Aires,
die Damenstrumpfträume, und Mütter,
das Jüngste im Wagen, als schöben sie Pflüge,
verschnaufen vorm Fenster. Die Männer im Hoftor
sind Bären, sie kraulen einander
den Pelz ihrer Trunkenheit, naschen
den Honig aus Waben des Abends,
geschützt vor dem Licht, das die Domtürme pinselt.
Wir sprechen von Filmen, die lohnen
die Zeit, die sie dauern,
von Pavel, dem Tod seiner Rehe,
von Hrabal, Buczkowski, den Bädern von Lucca,
der Brücke, die hier
Anno Preußen, der Brücke,
gesprengt neununddreißig, der Brücke,
nun müsste ihr Bau bald beginnen.
Es dunkelt, wir gehen zum Abschied nach draußen,
Mateusz soll rein, auf der Stelle,
sonst setzts was, ein Fenster knallt zu.
Ohne Laut fließt der Fluss,
der Verkehr rauscht, am Ufer
sind Schatten, ein Lachen, sind Stimmen.
Die Jahre zu zählen, kein Kassensturz, nur
die bestätigte Regel, um eins
wird es mehr unterm Strich.
Keine Sorge, die Rechnung geht auf, keine Stunde
verloren, veruntreut, vergangen ist jede
bis auf die Sekunde, geh weiter
getrost durch die Straßen und glaub mir,
sie dulden es, wenn du behauptest,
du gingest auf ihnen nach Hause.
Poznań, September 2006
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