13. Jahrgang | Nummer 1 | 18. Januar 2010

ANTWORTEN

Sandra Maischberger, Menschen bei Maischberger – Ihre TV-Sendung galt bislang als einigermaßen unberührt von der „Boulevardisierung“ der ARD, doch inzwischen scheinen auch Sie – beziehungsweise Ihnen zuarbeitende WDR-Redakteure – dem Druck nicht mehr standhalten zu können oder zu wollen: Als Sie im Dezember vorigen Jahres das Thema „Prostitution“ debattierten, war auch der rundum nur peinliche Lustgreis Rolf Eden, einst Nachtclubbesitzer in Westberlin, eingeladen – doch beeindruckend war nicht etwa dessen Potenz oder die großmäulig behauptete derselben, sondern die über-über-übergroße – und von uns nun wahrlich so nicht erwartete – Dummheit dieses welken Hahns; darob konnte man dann als Zuschauer sehr beleidigt sein.

Bernd Matthies, Journalist, Der Tagesspiegel, Berlin – nicht nur die DDR hatte Hymnenprobleme (bekanntlich wurde die Nationalhymne sehr bald nicht mehr gesungen, sondern nur noch intoniert), und nun das Theater mit dem „Deutschlandlied“: erst Stefan Krawczyk, Liedermacher und altgedienter Dissi-Ossi, der beim Buprä versehentlich die 1. Strophe zu singen angehoben hatte, und nur wenige Wochen später auch der britische Rocksänger Pete Doherty in einer Livesendung des Bayerischen Rundfunks mit : „Deutschland, Deutschland, über ahalles“ …, wie Sie schreiben ; nun rätseln Sie, Matthies, ob es sich bei des Briten Fauxpas um eine Provokation gehandelt habe oder ob der „schon vollgetankt“ gewesen sei – und empfehlen für künftige Gelegenheiten die gefahrlose Strophe 2, in der es um deutschen Wein, deutsches Weib und deutschen Sang geht; aber zum Lissabon-Vertrag paßt das auch nicht, oder?

Kristina Köhler, Bundesfamilienministerin, Berlin / Wiesbaden – überall war zu lesen, daß Sie sich sehr zeitig fürs Politische interessierten: „Während in meiner Schulklasse alle Mädchen für Pferde schwärmten, habe ich für Helmut Kohl geschwärmt.“ – Wo, bitte sehr, ist der Unterschied?

Herbert Mies, ehemaliger Vorsitzender der DKP, Mannheim – eine Zeitung versah unlängst die Rezension Ihrer Autobiografie mit der Überschrift „Zwischen den Stühlen“ – da müssen wir wohl irgendwann etwas verpaßt haben … ; der Satz hingegen, Sie seien der „kommunistischen Ideologie treu geblieben“ (Hervorh.: Red.) leuchtet uns ein, obwohl wir es bedauerlich finden, irgendwie.

Alfred Neven Dumont, Verleger, Köln – Sie lieferten ein überzeugendes Beispiel dafür, wie Sparmaßnahmen im Pressewesen aussehen könnten: Die Chefs schreiben alles selber; als Sie sich nämlich dazu berufen fühlten, einen Edel-Koch zu interviewen, mußten Kraft Ihrer Wassersuppe gleich vier Zeitungen des Imperiums (Kölner Stadtanzeiger, Berliner Zeitung, Mitteldeutsche Zeitung, Frankfurter Rundschau) die Leserschaft mit dieser Perle deutscher Publizistik beglücken, und zwar doppelseitig – viele Redakteure sind danach tagelang mit ausgebeulten Hosentaschen herumgelaufen: der geballten Fäuste wegen.