Des Blättchens 12. Jahrgang (XII), Berlin, 28. September 2009, Heft 20

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(mak.), Berliner Zeitung, Berlin – in einem informativen Beitrag über eine hauptstädtische Privatschule, in der das monatliche Schulgeld für den gehobenen Nachwuchs von Apothekern, Schauspielern, Edelrestaurant-Leitern, Kunsttherapeuten und ähnlichen Leistungsträgern 600 Euro beträgt, gelang Ihnen, mak., neulich der bemerkenswerte Satz: »Kinder aus Hartz-IV-Familien sind hier eher nicht zu finden.« Bemerkenswert insofern, als er zeigt, wie asozial auch gut besoldete Journalisten denken können; dabei handelt es sich dann vermutlich um ein intellektuelles Prekariat.

Hamid Karzai, Präsident, Kabul (Afghanistan) – als Sie neulich nach den Manipulationen der Präsidentenwahl in Ihrem Lande öffentlich bagatellisierten: »Bei jeder Wahl gibt es Probleme«, dürften insbesondere auch den rußlandfreundlichen Präsidenten zweier Kaukasusrepubliken die Ohren geklungen haben, denn Ihre liederliche Bemerkung blieb (obwohl nicht vollkommen ungerügt …) total folgenlos – die Welt ist eben ungerecht; aber das wußten Sie sicher schon, und die Kaukasier werden es lernen.

Udo Walz, Barbier, Westberlin – es könnte zwar sein, daß wir nur nicht die richtigen Sender eingeschaltet hatten, aber als jetzt vor der Bundestagswahl die TV-Stationen ihre Diskussionsrunden veranstalteten, die ja in letzter Zeit immer mehr mit Auftritten von Laienschauspielern angereichert werden, wo dann in der Regel auch Sie gelegentlich als Volksaufklärer vorkommen, wurden Sie diesmal von uns nicht gesichtet – so daß wir nun nicht einmal erneut beleidigt sein konnten ob der Einschätzung unseres geistigen Niveaus als Zuschauer, das uns durch die Fernsehschaffenden regelmäßig attestiert wird.

Matthias Hartmann, Direktor des Burgtheaters, Wien (Österreich) – der Tageszeitung Die Presse weinten Sie in einem Interview vor: »Ich hasse links. Mein Vater war ein Erzlinker. Was diese 68iger-Gesinnungslinken in der Welt angestellt haben – unvorstellbar! Es gibt nur eines, was für mich noch schlimmer ist als links, das ist rechts.« Na, immerhin: Das Dialektikseminar haben Sie erfolgreich absolviert.