Des Blättchens 11. Jahrgang (XI), Berlin, 13. Oktober 2008, Heft 21

Antworten

Lothar de Maizière, Rechtsanwalt, DDR-Ministerpräsident a. D., Berlin – während einer von Ihnen moderierten Veranstaltung, auf der ein »Vereinigungs«-Buch vorgestellt wurde, fühlten Sie sich durch kritische Anmerkungen zur Art und Weise des Zusammennagelns der beiden Deutschland-Stücke angesprochen und entgegneten leicht säuerlich: »Bei der nächsten Einheit kann man sicher einiges besser machen.« Seitdem überlegen wir ständig, wer sich dann mit wem …?

Uri Avnery, Journalist, Tel Aviv – wir halten uns gelegentlich für unkonventionell und sind dann auch noch stolz darauf – doch wir wissen, daß das auch seinen Preis haben kann – der dann auch mal zu hoch ausfällt; des Schwadronierens Sinn: Wir haben schlicht und ergreifend Ihren 85. Geburtstag am 10. September verschwitzt, also nachträglich: Ad meah-we’esrim (Bis 120 Jahre mögest Du werden)!

Maria Wladimirowna, Großfürstin, Moskau – Sie hatten vor dem Obersten Gericht Rußlands mit der Rehabilitierung Ihrer am 17. Juli 1918 erschossenen Vorfahren Erfolg – jetzt, heißt es, seien die Romanows von jeglicher Schuld freigesprochen, Verbrechen gegen das Volk begangen zu haben; und die schlampigen Franzosen haben immer noch nicht einmal den Sturm auf die Bastille geahndet …

Anja Hajduk, Umweltsenatorin, Die Grünen, Hamburg – einst wahlkämpften Sie gegen ein Kohlekraftwerk, jetzt stimmten Sie zu; seit Müntefering wissen wir, daß es »unfair« sei, die Parteien »an ihren Wahlkampfversprechen zu messen«.

Thomas Krüger, Präsident der Bundeszentrale für Politische Bildung – Sie nannten in einem ND-Beitrag die Ansicht eines ehemaligen DDR-Staatssekretärs, nicht die DDR, sondern die Bundesrepublik habe über ihre Verhältnisse gelebt und Schulden aufgehäuft, Stuß; zur Kenntnis: 1989 beliefen sich die öffentlichen Schulden der BRD auf 472,8 Mrd. Euro (heute sind es übrigens mehr als anderthalb Billionen) – also waren die Wessis selbst beim Schuldenmachen erfolgreicher …