Des Blättchens 11. Jahrgang (XI), Berlin, 28. April 2008, Heft 9

Moderne Zeiten

von Angelika Leitzke

Der Kunstlump sprach zum Kunstwerk karg:
komm, laß die Kunst uns machen auf dem Markt.
Bekam das Kunstwerk einen Schrecken
und flüsterte: ich kann’s nicht ums Verrecken.

Der Kunstlump ward ganz Kunstgenie
und schrie: und ich verzeihe es dir nie,
wenn du mir jetzt nicht auf der Stelle
die große Kunst wirst auf die Schnelle.

Ach, sprach das Kunstwerk ganz verzagt,
hätt ich es doch bloß nie gewagt
ein Werk zu sein – noch dazu in der Kunst!
Wär ich doch lieber ganz verhunzt.

Da rief der Kunstlump ganz rabiat:
Dir werd ich’s zeigen, wie man’s macht,
ein Werk zu sein, auch ohne Kunst!
Und warf dem Werk mit voller Kraft
die letzte Hülle um –
auf das es ward
ein echter Kunstschreck auf dem Markt,
der niemals wäre ohne das,
wozu man heute Kunst halt sagt.