Des Blättchens 10. Jahrgang (X), Berlin, 2. April 2007, Heft 7

Antworten

Klaus Kleber, ZDF-heute-journal, Köln – als Sie jüngst einen Beitrag anmoderierten, gerieten auch Sie in ein Vokabular, das in Deutschland seit Ewigkeiten Bestandteil von Militärsprache ist: Es gehe – zum Beispiel in Afghanistan – »auch um unsere Jungs«; mit Verlaub: Es handelt sich doch weniger »um unsere Jungs« als um Freiwillige, denen die Aussicht, täglich über 90 Euro »Kommegeld« zu kassieren, vermutlich nicht unwichtig für ihre Kriegsbereitschaft war; dafür müßte mancher von ihnen zu Hause als Ein-Euro-Jobber lange Laub fegen.

Herta Müller, Peter Schneider, F.C. Delius, Autoren – Sie sahen – wieder einmal – Gründe, sich zu entrüsten: »Ihr« Hamburger Rotbuch Verlag wurde durch die (Ost-)Berliner Eulenspiegel Verlagsgruppe übernommen – es sei für Sie ein Alptraum, »unter einem Dach mit Leuten wie Markus Wolf« publiziert zu werden; Ihnen ist entgangen, daß Sie das schon lange tun: Die Geheimnisse der russischen Küche erschienen nämlich erstmals 1995 im Rotbuch-Verlag. Übrigens: Als ab 1990 im Osten flächendeckend Verlage plattgemacht oder »übernommen« wurden, vermißten wir Ihre Proteste (aber eigentlich auch wieder nicht … ).

Klaus Landowsky, Berlin – Sie wurden wegen Untreue zu einer Bewährungsstrafe verurteilt; obwohl sich damit Ihr »Schaden« – jedenfalls verglichen mit dem, für den Sie sich zu verantworten hatten – arg in Grenzen hält, sind Sie natürlich erst einmal allgemeiner Häme ausgesetzt. Dagegen steht die Berliner SPD fein da: Wie die es geschafft hat, sich aus ihrer Mitverantwortung am Bankenskandal herauszuwinden, war eine reife Leistung – so ungerecht ist die Welt.

Wolfgang Sabath, 70, Blättchen-Antworter – sto lat. Wir feiern Dich.