Des Blättchens 7. Jahrgang (VII), Berlin, 19. Juli 2004, Heft 15

Ansprache eines Wachsenden

von Lutz Rathenow

Ich wachse.
Ich erlebe es täglich.
Natürlich wachse ich.
Schon immer bin ich,
sind wir gewachsen.
Damals schon schnell.
Und dann erst draußen. Regelmäßig
gemessen die ersten Monate.
Immer geprüft die nächsten Jahre.
In die Höhe! war die Devise.
Geht gar nicht anders, als zu wachsen.
Die Fähigkeit zu wachsen, wächst mit.
Nein, wir wachsen nicht nur symbolisch.
Ganz real geht es nach oben.
Größer und größer erhebe ich mich.
Wer zurückbleibt, prüfe seine Gelenke!
Blockiert das Gehirn seinen Willen?
Höhenangst beim Blick in die Tiefe?
Ein kurzes Schaudern – weiter geht es.
Daß der Himmel weichen muß? Übertrieben.
Wir wachsen in ihm unaufhörlich.
Auch, wenn das Messen schwieriger wird.
Auch, wenn mancher mürrisch blinzelt.
Natürlich wachsen mit uns die Probleme.
Natürlich wachsen mit den Problemen wir.
Kräftig gereckt alle Glieder –
na also, wieder ein Stück geschafft!