Des Blättchens 7. Jahrgang (VII), Berlin, 15. März 2004, Heft 6

Stamokap

Ernst Bloch pflegte bei derlei Vorgängen zu sagen, Deutschland verändere sich zur Kenntlichkeit, werde also an der Oberfläche seinem Wesen immer ähnlicher. Die politische Klasse ist so heruntergekommen, daß sie nicht einmal ein vorzeigbares Staatsoberhaupt bereitzustellen vermag. Diesem Personal, dem der Staat anvertraut ist, kann man guten Gewissens selbst das Repräsentieren nicht mehr überlassen; vom Regieren oder Verwalten einer Arbeitslosenverwaltung ganz zu schweigen.
Nach den Duodezfürsten Kohl und Schröder wird es egal sein, wer folgt: Koch, Stoiber oder Frau Merkel. In jedem Falle wird spätestens 2010 auch als Kanzler ein Profi ranmüssen – wahrscheinlich kein Finanzbürokrat wie Horst Köhler, sondern ein Vorstandsvorsitzender.
In den USA ist das schon lange gang und gäbe. Da fing es mit John F. Kennedy nicht erst an und ist es mit George W. Bush noch lange nicht zu Ende. Hier wächst in aller Öffentlichkeit zusammen, was im Dunkeln schon seit langem zusammengewachsen ist. Staatsmonopolistischer
Kapitalismus sagte man früher dazu. Demnächst wird das »wegen seines terroristischen Hintergrunds« natürlich als Straftatbestand ins entsprechende Gesetzbuch aufgenommen werden – nicht die Tat des Zusammenwachsens, sondern die Frechheit, sie öffentlich zu machen.

*

Noch ist es so weit aber nicht. Deshalb wollen wir uns dem Thema zuwenden, das wir für dieses Heft geplant hatten: Bücher. Wie immer solche, die anderswo wenig Chancen haben.