Friedrich Merz (CDU), schon vorm Einzug ins Kanzleramt gescheitert? – Nach dem Abschluss der Koalitionsverhandlungen schrieb Ihnen der Herausgeber der Berliner Zeitung, Michael Maier, ins Stammbuch: „Die Überlassung des Finanz- und Verteidigungsministeriums an die SPD ist die finale Bankrott-Erklärung der CDU […]. Denn damit sind die zentralen Entscheidungen in den Händen des Wahlverlierers, der nun alle Möglichkeiten hat […].“ Die SPD habe mit den „ihr vom alten Bundestag zugeschusterten Milliarden ‚carte blanche‘, ihre eigenen Seilschaften zu bedienen. Mit einer Prise Opportunismus kann man da einige Jahre gut leben.“ Mit dem Finanzminister habe die SPD überdies „die Kontrolle über die Regierung, die bis zur Erpressbarkeit geht. Christian Lindner lässt grüßen. […] So wird Friedrich Merz ein Kanzler von der traurigen Gestalt, ein stets schlecht gelaunter Frühstücksdirektor, das letzte Aufgebot.“
Dem haben wir nichts hinzuzufügen, erinnern uns allerdings gleich noch einmal (siehe Ausgabe 7/2025) der Worte, mit denen Sie im Jahre 2005 den Start der GroKo unter ihrer gerade zur Bundeskanzlerin gekürten Amtsvorgängerin Angela Merkel kommentierten: Man solle „der großen Koalition schon am Anfang ein schnelles Ende wünschen. Alles andere kostet nur noch mehr Zeit.“
Carsten Linnemann, nicht Minister werden wollender CDU-Generalsekretär – „Ich will aber nicht Minister werden“, lässt Herrmann Kant seinen Helden David Groth am Beginn des „Impressums“ sagen. Kaum anzunehmen, dass Sie Roman und Autor kennen. Das Beispiel wird Ihnen also nicht in den Sinn gekommen sein, als Sie, der als „einer der wichtigsten Vertrauten des CDU-Vorsitzenden Friedrich Merz“ gilt, das Ihnen angebotene Amt des Wirtschaftsministers ablehnten. Es müsse „halt auch passen, sonst macht es einfach keinen Sinn“, verrieten Sie in einem Video auf X. „Es“ hat Ihnen also nicht gepasst. Was genau, darüber spekulieren die Medien. Bescheidenheit und Selbstunterschätzung waren gewiss nicht Ihre Ablehnungsgründe. Lassen Sie uns auch mal raten: Zu viele „sozialdemokratische“ Kompromisse im Koalitionsvertrag? Sie wollen sich demnach für den Fall bereithalten, dass der (wahrscheinlich) künftige Bundeskanzler mit dem angestrebten „Politikwechsel“ nicht den erwünschten Erfolg hat. Es gehe Ihnen „immer um die Sache“, sagten Sie, und also ums (höhere) Amt.
Avi Primor, ehemaliger Botschafter Israels in Deutschland – In Ihrem 1997 erschienenen Buch „… mit Ausnahme Deutschlands“ verrieten Sie, dass Sie den damaligen israelischen Oppositionsführer Benjamin Netanjahu „seit der gemeinsamen Arbeit im Außenministerium“ gut kennen. Jetzt sagten Sie im Interview mit dem Deutschlandfunk, die Mehrheit der Israelis wünsche sich eine Waffenruhe in Gaza und ein Ende des Krieges, aber die Regierung Netanjahus habe daran kein Interesse, sondern führe die Kämpfe aus dem Wunsch nach Machterhalt weiter. „Unsere Regierung will keinen Frieden mit der Hamas schließen, unter keinen Bedingungen“, beschrieben Sie die schier ausweglose Situation, „und die Hamas kann nicht nachgeben, denn das bedeutet Verschwinden.“ Klarsichtigkeit und Realismus zeichnen Sie, inzwischen 90-jährig, noch immer aus.
Klaus Zierer, Professor für Schulpädagogik an der Universität Augsburg – Sie sind uns schon einer! Da erklären Sie auf die Frage des Spiegels, ob Lehrer nicht gerade in Grundschulen die Knirpse „zu einem sinnvollen Umgang mit digitalen Geräten und Medien anleiten“ müssten, „um nicht später wertvolle Jahre zu verlieren“, doch tatsächlich: „Aus pädagogischer Sicht ist das völliger Nonsens, weil Kinder im Grundschulalter noch gar nicht in der Lage sind, mit dem Handy angemessen umzugehen. Die neurobiologische Forschung hat das hinreichend nachgewiesen. Ein Grundschulkind braucht kein eigenes Handy und auch kein eigenes Tablet, ein Kitakind schon gar nicht – die müssen sich erst einmal selbst kennen und wahrnehmen lernen. Dass Kinder in diesem Alter auf Bildschirmen herumwischen, beweist ja nicht, dass sie das Medium sinnvoll nutzen – dieses Herumwischen kann auch ein Affe.“
Ja glauben Sie wirklich, mit solch einer blasphemischen Botschaft – mag sie auch zutreffend sein – zu Eltern durchzudringen, die ihre lieben Kleinen vom ersten Windelschiss an gepampert haben? Ganz abgesehen davon, dass deren elterliche Autorität, gegenüber den Zöglingen auch von diesen Unerwünschtes durchzusetzen und durchzuhalten, längst auf der Strecke geblieben ist …
Otto P., sehr aufmerksamer Blättchen-Leser mit diplomatiehistorischer Sachkenntnis – Fehler sind peinlich, doch dank einer Nachricht von Ihnen sind wir wenigstens in der Lage, einen solchen zu korrigieren: Zwar präsidierte der DDR-Diplomat Peter Florin 1987/88 tatsächlich der UN-Vollversammlung, doch war er in dieser Funktion weder, wie wir in der Ausgabe 7/2025 [1] irrtümlich behauptet hatten, der erste, noch bis zum heutigen Tage der einzige Deutsche. Vor ihm saß 1980/81 bereits der BRD-Diplomat Rüdiger von Wechmar der UN-Vollversammlung vor. Letzteren bitten wir postum um Pardon. Wie natürlich auch – allerdings bereits jetzt und nicht erst postum – alle Leserinnen und Leser des Blättchens.