Vorschlag zur Veränderung der Lage
Ihr unten wir oben
was soll das noch wert sein
Wir oben ihr unten
da muß was verkehrt sein
Der Mann war der Herrscher
seit ewigen Zeiten
Die Frau mußte neckisch
aufs Lager sich breiten
Im Bett auf dem Sofa
im Heu auf der Wiese
damit er sich stolz
auf sie niederließe
damit er das Feuer
der Lust in ihr schüre
von oben nach unten
damit sie ihn spüre
Er mächtig sie folgsam
und hingebungsvoll
Sie unten er oben
in Dur und in Moll –
Ihr unten wir oben
das darf nicht so bleiben
Es gilt die Entwicklung
voranzutreiben
Ihr sollt euch hinfort
nicht im Geist nur erheben
sollt auch in der Praxis
über uns schweben
Ihr sollt euch entlasten
Ihr sollt euch erhöhen
Ihr sollt euch mit anderen
Augen sehen
Ihr sollt aus der Froschperspektive
euch lösen
und euch in dem frohen
Bewußtsein entblößen
daß ihr mit uns gleich
nein über uns liegt
Und gibt es da eine
die sich nicht fügt
Am Unten hängt
eine Rückständig-Schwache –
Wir brauchen Gewalt
im Interesse der Sache!
Die Zukunft
War einst ein Galaxianer,
ein Internetianer
im Laptop-Tablet-Länd,
der hatte gründlich nachgedacht
und dann sein smartes Phon gefragt,
wie’s um die Zukunft ständ.
Die Zukunft, die wird herrlich,
das sag ich online-ehrlich,
sprach da das Drive-Gerät.
Wir sind doch breitbandglasvernetzt
und fasergoogle-wertgeschätzt,
wie’s gar nicht besser geht.
Wir haben Giga-Rechner,
sogar im Weltall Wächter,
die passen auf uns auf.
Das bißchen Wald, das niederbrennt,
der Fluß, der durch die Straßen rennt,
das Haßgeschrei, das Kriegsgebraus,
das nehmen wir in Kauf.
Die Zukunft, die wird lecker,
fast wie vom Zuckerbäcker.
Es lebe die KI.
Mit Sternen-Game und Monster-App
bekehren wir den letzten Depp.
Auch du wirst zum Genie.
So sprach das Phon –
und wurde stumm,
brach ab im Wort:
Es war zu dumm!
Brachte da jemand die Zukunft um?
War’s die Natur, ein Hacker?
JEMAND ZOG EINFACH DEN STECKER …
Klaus Möckel, Schriftsteller, Herausgeber und Übersetzer, wurde 1934 in Kirchberg (Sachsen) geboren.
Übernahme mit freundlicher Genehmigung des Autors und des Verlags aus:
Poesiealbum 391 [1]: Klaus Möckel. Auswahl Jan Eik, Märkischer Verlag, Wilhelmshorst 2025.