von Mascha Kaléko
Die Zeit steht still. Wir sind es, die vergehen.
Und doch, wenn wir im Zug vorüberwehen,
Scheint Haus und Feld und Herden, die da grasen,
Wie ein Phantom an uns vorbeizurasen.
Da winkt uns wer und schwindet wie im Traum,
Mit Haus und Feld, Laternenpfahl und Baum.
So weht wohl auch die Landschaft unsres Lebens
An uns vorbei zu einem andern Stern
Und ist im Nahekommen uns schon fern.
Sie anzuhalten suchen wir vergebens
Und wissen wohl, dies alles ist nur Trug.
Die Landschaft bleibt, indessen unser Zug
Zurücklegt die ihm zugemeßnen Meilen.
Die Zeit steht still. Wir sind es, die enteilen.
Aus: Mascha Kaléko: Die paar leuchtenden Jahre.
© 2003 Deutscher Taschenbuch Verlag, München.
Mit freundlicher Genehmigung des Verlages.
(Dieser Beitrag steht aus rechtlichen Gründen nur bis zum 31.07.2023 zur Verfügung.)
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