20. Jahrgang | Nummer 25 | 4. Dezember 2017

Antworten

Klaus Lederer, Allerbester – Die Linken müssten zeigen, wie alternativlos die Regierung aus SPD, Linkspartei und Grünen sei, haben Sie kürzlich geäußert und mit dem Ihnen eigenen Narzissmus hinzugefügt: „Nicht, weil es keine Alternative geben würde, sondern weil wir die besten sind.“ Ach Gottchen, wenn Sie und die Ihren es denn nur wären…

Thomas Ebeling, Konzernchef von ProSiebenSat.1 – In einer dokumentierten Telefonkonferenz haben Sie sich herab gelassen, das Gros des Publikums Ihrer Sendergruppe so zu porträtieren: „Es gibt Menschen, ein bisschen fettleibig und ein bisschen arm, die immer noch gerne auf dem Sofa sitzen, sich zurücklehnen und gerne unterhalten werden wollen. Das ist eine Kernzielgruppe, die sich nicht ändert.“ Das nun ist wohl das Los derer, die Sie und die Ihren seit Jahren verblöden. Zur kulturfernen Realität Ihrer Art von Fernsehprogramm kommt nun noch der Hohn derer, die daran verdienen, dass sich an solch kultureller Verwahrlosung auch nichts ändert: ein Prosit der Menschenverachtung. „Was auch immer geschieht: Nie dürft ihr so tief sinken, von dem Kakao, durch den man euch zieht, auch noch zu trinken!“ hatte Erich Kästner dereinst gemahnt. Gegen die Ebelings dieser (unserer!) Welt aber hat sein Mahnen nie eine Chance gehabt.

Gabor Steingart, einer, der über den Tellerrand blickt – Eigentlich sind Sie ja Herausgeber des Handelsblattes und nicht der Apotheken-Rundschau, aber vielleicht ist ja genau das der Grund, warum man folgendes ausgerechnet von Ihnen erfuhr: „Neue Grenzwerte der American Heart Association machen Amerika krank: Entsprechend der neuen Richtwerte leidet ab sofort fast die Hälfte der erwachsenen US-Amerikaner unter Bluthochdruck. Die Pharmaindustrie reibt sich schon die Hände. In Deutschland gelten dieselben Menschen noch als kerngesund, aber nicht mehr lange: Die amerikanischen Werte sollen übernommen werden. So werden wir laut Statistik […] immer kränker. Unklar ist nur, warum die Lebenserwartung ständig steigt. Offenbar ist der liebe Gott ein Liberaler: Er lässt die Statistiker spinnen und uns lässt er leben.“

Ludwig Heck, Leichengefledderter – 66 Jahre nach Ihrem Ableben ist es aufgefallen, dass Ihr an eine Grundschule in Berlin-Mariendorf verliehener Name für die Bildungseinrichtung nicht nur keine Zier, sondern eine Zumutung ist, waren Sie doch als überzeugter Nazi doch aktiv an der Entwicklung der NS-Rassenlehre beteiligt. Nachdem dieser Umstand jahrzehntelang offenbar niemanden gestört hat, beschäftigt sich die Schule unter deren neuer Leitung seit 2014 (!) mit einer Umbenennung, die nun mit dem nächsten Schuljahr Wirklichkeit werden soll. Manchmal muss etwas offenbar besonders lange währen, bis es gut wird. Merkwürdig nur, dass es sehr oft so lange dauert, wenn es um alte Nazis geht.

Tobias Peter, bildungsdefizitärer Journalist – Einem halbgebildeten Parlamentarier wie Axel Schäfer, immerhin stellvertretender Vorsitzender der SPD-Bundestagsfraktion, das Wasser zu reichen, bereitet Ihnen offensichtlich keine Schwierigkeiten. Was Schäfer äußerte, zitieren Sie: „Bert Brecht habe gesagt, die Regierung könne ja nicht das Volk auflösen und sich ein neues wählen. ‚Dasselbe gilt in der SPD‘ […].“ Letzteres mag ja sein, doch bei Brecht hieß es gleichwohl: „Wäre es da / Nicht doch einfacher, die Regierung / Löste das Volk auf und / Wählte ein anderes?“

Christian Schmidt, Agrarminister – Ihnen danken wir nunmehr eine neuartige und vor allem attraktive Variante praktischen Regierens. Nachdem Sie – unabgestimmt mit dem Kabinett – das hoch umstrittene Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat für die deutsche Landwirtschaft zugelassen haben, kündigen Sie nun an, Kontakt mit dem Umweltministerium aufnehmen zu wollen, um mit selbigem nach Schritten zur Reduzierung des Pestizids zu suchen. Da wir uns ja in der Faschingszeit befinden, lässt sich das wohl nur mit „Helau“ oder „Allaaf“ auf eine gelungene Büttenrede kommentieren. Mit Ihrem Sinn für (allerdings schwarzen) Humor haben Sie sich zudem im noch zusammen zu stellenden Kabinett einen Stammplatz an der Bar gesichert.

Stuttgart 21, solidarischer – Endlich rafft sich eine der altbundesdeutschen Metropolen mal zu einer handfesten Solidarhaltung mit der Hauptstadt auf: Also auch der neue Bahnhof des süddeutschen Ländle-Zentrums wird teurer, viel teurer; 7,6 statt 6,5 Milliarden – vorerst! und braucht auch mehr, viel mehr! Zeit bis zur Fertigstellung. Stuttgart 24 also statt 21 – vorerst! Damit kann endlich aufhören, was nun schon seit Jahren die fies-hämische Schadenfreude der Republik beflügelt, wenn es um den Berliner BER geht. Geteiltes Leid ist nun schon mal nur noch halbes Leid. Es ist zu hoffen, dass sich Stuttgart nun auch rundum an das Berliner Vorbild hält: Mehrkosten vom Steuerzahler berappen lassen und alle zwischenzeitlich Verantwortlichen mit goldenem Handschlag in die Unschuld entlassen.